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Einfache Gratwanderung vom Gamsknogel zum Zwiesel

Manchmal braucht es nur ein Bild, das einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Bei mir war es ein Instagram-Post von einem schmalen Berggrat – hoch oben, umgeben von Himmel und Weitblick. Seitdem ließ mich der Gedanke nicht mehr los, selbst einmal auf so einem Grat zu wandern. Aber ehrlich gesagt: Ich hatte Respekt davor. Vor diesem schmalen Pfad, wo nur ein Schritt zu weit rechts oder links bereits dein Aus bedeuten konnte – das schien mir immer eine Nummer zu groß. Bis ich die Gratwanderung vom Gamsknogel zum Zwiesel entdeckt habe. Eine Tour im Berchtesgadener Land (bzw. Chiemgau), die genau das verspricht: Gratfeeling, Gipfelmomente, grandiose Aussicht. Aber ohne alpinen Nervenkitzel, sondern auch mit wenig Kletter-Erfahrung gut zu meistern. Und ich kann jetzt schon sagen: Diese Wanderung gehört zu den schönsten, die ich bisher gemacht habe. Diese Tour ist perfekt für alle, die sich mal an einen Grat wagen wollen, ohne gleich in den hochalpinen Bereich zu müssen.

Blick vom Zwiesel über den Grat zurück zum Gamsknogel

Startpunkt: Parkplatz Jochberg

Am Morgen starten wir mit unserer Tour am Parkplatz Jochberg. Diesen erreicht ihr, wenn ihr von Bad Reichenhall kommend Richtung Inzell fahrt. In Weißbach müsst ihr noch vor dem Ortsende rechts Richtung Jochberg abbiegen und der asphaltierten Straße bis zum Jochberg-Parkplatz folgen. Schon beim Aussteigen liegt dieser besondere Zauber in der Luft, den nur ein Bergmorgen hat – frisch, klar und voller Versprechen. Der Einstieg ist gut ausgeschildert. Ihr müsst links Richtung Gamsknogel und Kohleralm wandern. Natürlich könnt ihr den Weg auch andersrum über Zwiesel und Zwieselalm Richtung Gamsknogel gehen, aber ich finde ihn so schöner. Zunächst geht es über einen Forstweg laaaange (ca. 10 Minuten, gefühlt länger) gerade aus, bevor es dann steiler wird.

Aufstieg zum Gamsknogel (1.750 m): Der erste Gipfel

Über eine malerische Heidi-Wiese und vorbei an der Kohleralm (diese ist leider nicht bewirtschaftet, lädt aber zu einer kurzen Pause ein) und vorbei an zahlreichen Silberdisteln, erreichen wir nach etwa 2 Stunden den ersten Gipfel: den Gamsknogel. Der Weg dorthin ist gut begehbar, nur im oberen Teil wird es etwas steiler – aber nie ausgesetzt oder gefährlich. Oben angekommen, erwartet uns das erste Gipfelkreuz dieser Tour und eine Wahnsinnsaussicht: über das Lattengebirge hinweg bis zu den Hohen Tauern, der Watzmann grüßt aus der Ferne. Wir machen eine kleine Rast, atmen tief durch und genießen dieses Gefühl, das nur ein Gipfel schenkt: Freiheit, Stolz, Ruhe.

Vom Gamsknogel zum Zwiesel (1.781 m): Mein Traum vom Grat wird wahr

Jetzt beginnt der Teil, auf den ich mich am meisten gefreut – und den ich am meisten gefürchtet – habe: der Gratweg. Und gleich vorweg: Er ist schmal und ausgesetzt, aber mit etwas Erfahrung gut machbar. Konzentration, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind natürlich Voraussetzung. Die ausgesetzten Stellen und leichten Kletterpassagen sind mit Stahlseilen gut gesichert.

Links und rechts fällt das Gelände ab und die Aussicht ist einfach unglaublich! Wir wandern auf dem Rücken des Berges, mit freiem Blick in alle Richtungen. Für mich ein absoluter Glücksmoment. Am Ende des Grates erwartet uns noch eine kurze, aber einfache Kletterpassage und dann erreichen wir den Zwiesel (1.781 m), den zweiten Gipfel und höchsten Punkt dieser Tour. Ebenfalls mit atemberaubender Aussicht, unter anderem auch auf den Chiemsee, das bayerische Meer.

Weiter zum Zennokopf: Gipfel Nr. 3 mit Rundumblick

Vom Zwiesel zum Zennokopf ist es nicht mehr weit. Etwa 5-10 Minuten. Der Weg ist einfach und führt etwas abwärts. Als wir das dritte Gipfelkreuz erreichen, türmt sich vor unseren Augen der Hochstaufen auf, ein majestätischer Anblick. Hier ist der perfekte Platz für eine längere Pause mit einem tollen Blick auf Bad Reichenhall. Der Gipfel ist sehr weitläufig und lädt zum längeren Verweilen ein. Wir setzen uns ins Gras, lassen die Beine baumeln und blicken zurück auf den Zwiesel und den Grat, den wir gerade überquert haben. Es ist einer dieser seltenen Momente, in denen alles passt: das Wetter, die Landschaft, die eigene Stimmung.

Abstieg über die Zwieselalm: Einkehr mit Aussicht

Der Abstieg vom Zennokopf zurück zum Parkplatz erfolgt über die Zwieselalm. Der Weg schlängelt sich zunächst durch duftende Latschenwälder. Nach etwa 30-45 Minuten Abstieg wartet ein echtes Schmankerl: die Zwieselalm. Eine kleine, charmante Hütte mit tollem Ausblick, hausgemachten Speisen, regionalen Produkten und heimischem Bier. Wir setzen uns auf die Terrasse, lassen die Beine ausruhen und tauschen uns mit anderen Wanderern aus. Hier spürt man wieder, wie sehr das Berchtesgadener Land verbindet – über Generationen, Dialekte und Wege hinweg.

Letzter Abschnitt: Zurück zum Parkplatz Jochberg

Frisch gestärkt machen wir uns auf den Rückweg. Der Weg zurück zum Parkplatz ist gemütlich, meist im Wald, und bringt uns in etwa einer Stunde wieder zurück zum Ausgangspunkt. Am Auto angekommen sind wir richtog stolz. Diese Wanderung war für mich mehr als eine Tour. Sie war ein kleiner Meilenstein.

Fazit: Ideal für alle, die etwas Bergerfahrung haben und sich an einen Grat wagen wollen

Die Gratwanderung vom Gamsknogel über den Zwiesel zum Zennokopf ist mein persönlicher Geheimtipp für alle, die spektakuläre Aussichten lieben, aber wenig Klettererfahrung mitbringen. Sie ist fordernd, aber nie überfordernd. Und sie bietet genau das, was viele suchen: Naturerlebnis, Ruhe, Ausblick und ein Abenteuer.

Gamsknogel – Zwiesel: Alle Infos zur Gratwanderung

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