
2-tägige Hüttentour: Jenner – Stahlhaus – Hohes Brett
Meine erste Nacht in den Bergen und ein Gipfel, der mich sprachlos macht: Es gibt diese besonderen Touren, die mehr sind als nur eine Wanderung – sie sind ein kleines Abenteuer, eine Auszeit vom Alltag und ein Eintauchen in die Magie der Berge. Genau so eine Tour war unsere 2-tägige Hüttentour vom Parkplatz Hinterbrand über den Jenner zum Hohen Brett, mit meiner ersten Hüttenübernachtung im Carl-von-Stahl-Haus – auf 1.736 Metern mitten im Nationalpark Berchtesgaden. Zwei Tage lang Natur pur, beeindruckende Ausblicke, stille Momente – und am Ende mit der Gewissheit, dass meine Heimat zu den schönsten Flecken der Erde gehört.
Tag 1: Vom Hinterbrand zum Jenner – Sonnenuntergang auf dem Stahlhaus
Start am Wanderparkplatz Hinterbrand
Unser Abenteuer beginnt am Wanderparkplatz Hinterbrand, einem der beliebtesten Ausgangspunkte für Touren im Gebiet rund um den Jenner. Tipp: Frühzeitig dort sein, die Parkplätze sind schnell belegt. Der erste Wegabschnitt führt uns in Richtung Jennerbahn-Mittelstation. Schon hier spüren wir die Vorfreude – auf den Gipfel, die Nacht in der Hütte, den nächsten Tag.

Aufstieg durch das Krautkaserfeld
Noch vor der Mittelstation, am Beginn des Krautkaserfeldes, zweigt unser Pfad links ab. Es wird steiler und wir steigen den Weg parallel zur Skipiste in Serpentinen auf. Wir gehen vorbei am Kaser der Krautkaseralm, bis wir schließlich den Hohlweg erreichen. Von hier geht’s weiter über den Klaus Maxei bis zur Mitterkaseralm – eine erste kleine Rast bietet sich hier an. Wir aber gehen direkt weiter, denn unser nächstes Ziel ist der Jenner-Gipfel. Wer sich den Ausflug zum Jenner oder die Übernachtung sparen möchte, kann auch nach links gehen und hinter der Mitterkaseralm gleich zum Hohen Brett aufsteigen. Die Tour ist theoretisch auch an einem Tag möglich.


Jenner-Gipfel mit Postkartenblick
Ein Abstecher auf den Jenner-Gipfel (1.874 m) ist für uns Pflicht – auch wenn er meist sehr gut besucht ist. Der Ausblick auf den Königssee, der tiefblau unter uns liegt, ist einfach atemberaubend und macht auch die Menschenmassen wett. Die sanften Gipfel des Lattengebirges im Westen, die schroffen Felsen des Steinernen Meers im Osten – hier oben wird einem wieder bewusst, warum das Berchtesgadener Land so einzigartig ist. Auf der modernen Sonnenterrasse der Jenner-Bergstation könnt ihr eine gemütliche Pause einlegen oder direkt weiter Richtung Stahlhaus starten.
Über den Jennersattel zum Stahlhaus
Vom Gipfel geht es zurück über den Jennersattel und von dort weiter zum Carl-von-Stahl-Haus, das schon von Weitem in der Abendsonne glänzt. Die Vorfreude auf den Hüttenabend steigt mit jedem Schritt. Wir haben uns für ein etwas teureres Doppelzimmer entschieden – mehr als ein Bett steht in diesem gefühlt 2 qm Zimmer zwar nicht drin, aber wir haben hier definitiv mehr Zweisamkeit und Ruhe. Natürlich gibt’s auch günstigere Matratzenlager oder Mehrbettzimmer. Wichtig: Kleingeld für die Dusche nicht vergessen! Nach einem schweißtreibenden Aufstieg ist das warme Wasser wirklich ein kleines Geschenk.
Sonnenuntergang & Hüttenatmosphäre
Was für ein Ausklang unseres ersten Tages: Abends sitzen wir mit einem warmen Essen und einem verdienten Gipfelbier auf der Terrasse des Stahlhauses, umgeben von Gipfeln, Ruhe und dem goldenen Licht des Sonnenuntergangs. Gespräche mit anderen Wanderern, ein Blick in den Himmel – und dann: Schlafen mitten in den Bergen. Näher an den Sternen kann man kaum sein. Ein Erlebnis, das ich schnellstmöglich wiederholen möchte.
Tag 2: Vom Stahlhaus aufs Hohe Brett – ein Gipfel, der sprachlos macht
Frühstart mit Bergfrühstück
Nach einem einfachen, aber stärkenden Hüttenfrühstück packen wir unsere Rucksäcke. Der zweite Tag unserer Tour steht bevor – und mit ihm das große Ziel: Das Hohe Brett (2.340 m).
Zwischenstopp Jägerkreuz – der Weg wird alpiner
Hinter dem Stahlhaus wird der Pfad bald schmaler, steiler, felsiger. Wer möchte, kann noch einen kurzen Abstecher zum Pfaffenkegel (1.837 m) machen – ein kleiner Bonusgipfel mit großem Panorama. Danach wird es anspruchsvoller: Der Weg führt nun über leichte Kletterpassagen (Stahlseile an den steileren Stellen) steil hinauf zum Jägerkreuz auf ca. 2.200 Meter. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier wichtig, aber mit etwas Konzentration gut machbar – der Weg ist klar und gut markiert. Wer Spaß an leichter Kletterei hat, ist hier genau richtig. Für uns waren der Weg und die durchgehend gradiose Weitsicht schon ein absolutes Highlight.
Ziel erreicht: Freiheit auf dem Hohen Brett
Oben angekommen am Gipfel des Hohen Bretts (2.340 m) bleiben wir zunächst sprachlos stehen. Weil uns der Blick einfach überwältigt. Vor uns erstreckt sich ein atemberaubendes 360°-Panorama: Im Nordosten erhebt sich mächtig der Hohe Göll, während im Osten die schneebedeckten Gipfel des Dachsteinmassivs in der Ferne glänzen. Im Süden thront der Hochkönig – der höchste Gipfel der Berchtesgadener Alpen und einer der markantesten Berge der gesamten Alpenregion. Und im Nordwesten zieht sich hinter dem Kehlsteinhaus der sagenumwobene Untersberg entlang. Ein Ausblick, der Demut weckt – und gleichzeitig tiefe Dankbarkeit. Wir setzen uns ans Gipfelkreuz, genießen die Stille, das Panorama, und auch ein bisschen uns selbst – weil wir diesen Weg gegangen sind. Das Plateau ist weitläufig und wir treffen auch einige andere Wanderer. Viele wagen sich noch weiter und gehen auf den Hohen Göll. Wir trauen uns das heute nicht mehr zu, haben ihn aber bereits als nächstes Ziel vor Augen.
Variante für Einsteiger: Stahlhaus – Schneibstein
Wer sich die Höhenmeter und den alpinen Weg aufs Hohe Brett nicht zutraut, dem empfehle ich die Wanderung vom Stahlhaus über den Schneibstein und zurück zum Parkplatz Hinterbrand. Auch Kleine Reibn genannt. Über diese Wanderung habe ich bereits einen eigenen Artikel geschrieben, sie ist auch an einem Tag gut machbar. Wer noch eine weitere Nacht in den Bergen verbringen will, kann auch noch eine Übernachtung in der Gotzenalm buchen und vom Stahlhaus über den Schneibstein zur Gotzenalm wandern.
Abstieg & Einkehr auf der Mitterkaseralm
Gleicher Weg oder Schneibsteinhaus?
Der Abstieg erfolgt über den bekannten Aufstiegsweg oder als Variante über das Schneibsteinhaus und die Königsbachalm. Wir haben uns jedoch für den Abstieg über die Mitterkaseralm (1.534 m) entschieden, das heißt, wir wählen bis zum Pfaffenschartl den gleichen Weg wie beim Aufstieg, halten uns dann am Pfaffenschartl jedoch rechts und steigen gleich zur Mitterkaseralm ab. Diese gemütliche Hütte eignet sich perfekt für eine wohlverdiente Einkehr und den idealen Abschluss unserer unglaublichen Tour. Hier gibt’s eine große Auswahl an leckeren bayerischen Speisen und Getränken, wenn auch nicht ganz günstig. Dafür in guter Gesellschaft oftmals auch mit Liveband.


Zurück am Hinterbrand
Nach einem letzten kurzen Abstieg über das steile Krautkaserfeld erreichen wir wieder den Parkplatz Hinterbrand. Zwei Tage voller Bergmomente, Gipfelgefühle, Hüttenzauber und stille Augenblicke liegen hinter uns. Und doch fühlt es sich an, als hätten wir viel mehr erlebt als nur eine Tour. Und über meine schweren, müden Beine will ich lieber gar nicht reden …
Fazit: Zwei Tage, die ich nie vergessen werde
Diese 2-tägige Hüttentour ist ideal für alle, die mehr wollen als nur einen schnellen Gipfel. Sie bietet Vielfalt, Herausforderung, Genuss und ganz viel Gefühl – von der lebhaften Jenner-Aussicht bis zur Stille auf dem Hohen Brett. Mehr Berchtesgadener Land Feeling geht nicht!
Jenner – Stahlhaus – Hohes Brett: Alle Infos zur 2-tägigen Hüttentour
Start/Ziel: Parkplatz Hinterbrand (47.595214, 13.022683 (in Google Maps öffnen)
Adresse: Scharitzkehlstraße 40, 83471 Schönau am Königssee
Dauer: 2 Tage (ohne Übernachtung ca. 6 Stunden Aufstieg und 3 Stunden Abstieg)
Höhenmeter: ca. 1.211 hm insgesamt
Wegstrecke: ca. 13 km
Gipfel: Jenner (1.874 m), Pfaffenkegel (1.837 m), Jägerkreuz (2.200 m), Hohes Brett (2.340 m)
Übernachtung: Carl-von-Stahl-Haus
Schwierigkeit: mittel bis anspruchsvoll (alpine Erfahrung und Trittsicherheit erforderlich)
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober
Einkehr: Carl-von-Stahl-Haus, Mitterkaseralm (ggf. Schneibsteinhaus, Dr. Hugo Beckhaus- Mittelstation Jenner, Königsbachalm …)
Besonderheit: Sonnenuntergang mitten in den Bergen und ein Gipfel mit 360 Grand Panoramablick, der sprachlos macht

2 Comments
Simone
Eines der schönsten Flecken, die ich bislang kennengelernt habe!
Ich liebe Berchtesgaden! Wir haben den ganzen Aufstieg damals nicht ganz gemacht, aber jede Minute genossen!
Danke für diese wunderschönen Bilder! Ich kann mir vorstellen, wie toll die Übernachtung in so einer grandiosen Landschaft gewesen sein muss.
VG Simone
Alex
Vielen Dank für deine liebe Rückmeldung, das sehe ich ganz genauso 🙂 Ja, die Übernachtung kann ich wirklich nur wärmstens empfehlen, ein einzigartiges Erlebnis! LG Alex