Zwiesel, der schönste Gipfel in Bad Reichenhall
Meine erste Tour auf den Zwiesel (1.782 m, Chiemgauer Alpen) werde ich nie vergessen. Denn der unglaubliche 360-Grad-Blick vom Gipfel raubte mir den Atem. Die ganze Schönheit des Berchtesgadener Landes liegt einem hier zu Füßen: Watzmann, Hochkalter, Steinberge und österreichische Alpen auf der einen Seite, Hochstaufen, Bad Reichenhall, Salzburg und Chiemsee auf der anderen Seite. Wegen dieses grandiosen Weitblicks und der einfachen 2-stündigen Wanderung ist der Zwiesel für mich der schönste Gipfel in Bad Reichenhall. Viel schöner als der bei den Touristen so beliebte Hochstaufen.
Ausgangspunkt der Zwiesel-Tour
Vier Wege führen zum Zwiesel (1.782 m) und zur Zwieselalm (1.386). Meine Favoriten sind Jochberg oder Padinger Alm. Wenn ihr von der Padinger Alm in Bad Reichenhall aus startet, seid ihr etwas länger unterwegs. Oder ihr entscheidet euch für einen Aufstieg vom Jochberg aus. Diesen Weg haben wir genommen. Von da aus braucht ihr ca. 1 Stunde bis zur Zwieselalm und noch eine weitere bis zum Gipfel. Wie bei allen Wanderungen im Berchtesgadener Land empfehle ich euch, frühzeitig aufzubrechen, da die Wanderparkplätze schnell voll sind.
Alle Zustiege im Überblick:
- Von Jochberg bei Schneizlreuth (840 m, Parkplatz) über den Hüttenweg, leicht, Gehzeit bis zum Gipfel: ca. 2 Stunden
- Von Karlstein bei Bad Reichenhall (680 m, Parkplatz) über den Zwieselweg, leicht, Gehzeit bis zum Gipfel: ca. 3 Stunden
- Von der Padinger Alm bei Bad Reichenhall (670 m, Parkplatz) über Bartlmahd, leicht, Gehzeit bis zum Gipfel: ca. 3,5 Stunden
- Von Einsiedl (Inzell) bei Inzell (740 m, Parkplatz) über die Kohleralm und den Höhenweg, leicht, Gehzeit bis zum Gipfel: ca. 3 Stunden
Vom Jochberg auf die Zwieselalm
Vom Jochberg aus startet ihr auf einer Forststraße, die sich mit kurzen Waldwegen abwechselt. Es geht relativ schnell steil bergauf, der Weg ist jedoch einfach zu gehen. Nach einiger Zeit enden die Forststraßen und es geht nur noch in Serpentinen durch den dichten Wald. Im Sommer ist es dort angenehm schattig und kühl. Immer wieder könnt ihr durch die Bäume einen tollen Blick auf die südlichen Bergketten erhaschen. Sobald ihr aus dem Wald kommt, erreicht ihr eine kleine Lichtung und erblickt über euch bereits die Zwieselalm und rechts daneben das Kaiser-Wilhelm Haus. An der Lichtung werdet ihr oft von Ziegen begrüßt, die durch die abgezäunte Wiese springen.
Zwieselalm und das Kaiser-Wilhelm-Haus
Die Zwieselalm gibt es bereits seit 1864, zumindest stammen die ersten Aufzeichnungen aus dieser Zeit. Heute steht die Almhütte mit ihren niedrigen Türen, den schiefen Wänden und den grünen Fensterläden unter Denkmalschutz, ebenso wie das Kaiser-Wilhelm-Haus. Dieses wurde nach 1900 zur Erinnerung an den Prinzen Wilhelm (späterer Deutscher Kaiser) errichtet. Wilhelm verbachte damals seine Kur in Reichenhall und ließ sich in einer Sänfte auf den Zwiesel tragen (die armen Angestellten 😀 ). Seit ca. 1900 befindet sich die Zwieselalm im Familienbesitz der Potschachers.
Wie die Lebensmittel zur Zwieselalm kommen
Viele fragen sich immer, wie die Lebensmittel zur Hütte kommen. Denn Straßen gibt es auf dem Zwiesel nicht. Zum Saisonstart fliegt ein Hubschrauber alle nötigen Lebensmittel für den Sommer auf die Hütte. Und während der Saison bringen die Maultieren der Gebirgsjägerbrigade Bad Reichenhall wöchentlich Lebensmittel. Strom liefert eine Photovoltaikanlage und das Wasser stammt aus einer eigenen Quelle. Übernachtungen sind auf der Zwieselalm nicht möglich. Die verfügbaren rund 60 Schlafplätze werden aktuell nur als Lager genutzt.
Zwieselgipfel mit Blick auf die Berchtesgadener Alpen und Bad Reichenhall
Nach einer kurzen Einkehr auf der Zwieselalm (aktuell von Mittwoch bis Sonntag bei schönem Wetter geöffnet) führt der Weg in etwa 1 weiteren Stunde zum Gipfel. Es geht erneut in Serpentinen steil bergauf. Dieses Mal jedoch meist in der prallen Sonne. Die Baumgrenze ist nun erreicht und die Flora verändert sich. Der Weg wird sehr steinig und verlangt etwas mehr Trittsicherheit. In engen Wegen schlängelt ihr euch durch ein dichtes Latschenkiefer-Labyrinth. Hier zieht sich der Weg etwas. Sobald ihr das Ende des Labyrinths erreicht habt, könnt ihr auf der rechten Seite bereits das Gipfelkreuz des Zennokopfs erkennen und wenig später auch das des Zwiesel-Gipfels.
Mein Tipp: Geht zuerst rechts auf den Zennokopf (1.756 m) und genießt den traumhaften Blick auf die Chiemgauer und Berchtesgadener Berge sowie in das Talbecken von Bad Reichenhall. Vom Zennokopf aus können geübte Bergsteiger eine Überschreitung zum Hochstaufen machen. Dieser ragt majestätisch direkt neben dem Zennokopf in die Höhe. Ihr seht vom Zennokopf bereits den Zwiesel-Gipfel. Diesen erreicht ihr in nur 5 Minuten Fußmarsch. Von dort aus könnt ihr dann über das gesamte Chiemgau, bis zum Chiemsee und weiter blicken. Einfach atemberaubend!
Gipfeltouren vom Zwiesel aus
Wer noch genug Kraft hat, kann vom Zwiesel aus auch noch weiter auf den Gamsknogel oder auf den Hochstaufen wandern. Einige Weitwanderer passieren die Zwieselalm auf dem Maximiliansweg, der vom Bodensee zum Königssee führt. Über den Gamsknogel ist auch eine Rundwanderung möglich. Dafür müsst ihr dem markierten, aber mittel bis schweren Steig zum Gamsknogel folgen und dann Richtung “Kohleralm” absteigen. Ab da folgt ihr den Schildern zur “Zwieselalm”. Vorsicht: Sowohl beim Übergang als auch beim Abstieg sind einige Stellen mit Stahlseil abgesichert. Insgesamt solltet ihr für den Rundweg ca. 200 Höhenmeter und ca. 2 Stunden mehr einplanen.
Alle erreichbaren Gipfel von der Zwieselalm aus:
- Zennokopf (1.756 m) über Südflanke, leicht, Gehzeit: ca. 1 Stunde
- Zwiesel (1.782 m) über Südflanke, leicht, Gehzeit: ca. 1,10 Stunden
- Gamsknogel (1.752 m) über den Zwiesel, mittel, Gehzeit: ca. 2 Stunden
- Hochstaufen (1.772 m) über Bartlmahd, mittel, Gehzeit: ca. 2 Stunden
Warum der Zwiesel schöner ist als der Hochstaufen
Der Hochstaufen ist bei Wanderern besonders beliebt. Jedoch finde ich den Blick vom Zwiesel weitaus beeindruckender. Denn da der Zwiesel etwas höher liegt als der Staufen, genießt man von dort aus einen atemberaubenden 360-Grad-Blick, vor allem auch in die Berchtesgadener und die österreichischen Berge. Vom Staufen aus steht schließlich der Zwiesel im Blickfeld und verhindert eben diesen einzigartigen Weitblick. Außerdem ist der Wanderweg zum Zwiesel wesentlich weniger anspruchsvoll und auch hervorragend für Familien geeignet. Es gibt sogar eine Mountainbike-Strecke, die jedoch nicht ganz bin zur Zwieselalm reicht. Wer also in Bad Reichenhall wandern gehen möchte, der sollte unbedingt auf den Zwiesel steigen.
Zwiesel: Alle wichtigen Infos auf einen Blick
- Anfahrt Auto:
Parkplatz: Jochberg 72, 83458 Schneizlreuth - Art der Wanderung: einfache Bergwanderung mit 2 Gipfeln
- Kosten: 6 Euro für ein Tagesticket (Stand Juli 2022)
- Höhenmeter: 950 Höhenmeter im Auf- und Abstieg
- Gehzeit: Aufstieg ca. 2 Stunden, Abstieg ca. 1,45 Stunden (ohne Einkehr)
- Kondition: mittlere Anforderungen
- Technik: einfache Pfade und Forststraßen ohne besondere Anforderungen
- Ausrüstung: Wanderschuhe empfehlenswert
- Rundtour: möglich (z. B. über Gamsknogel)
- Einkehrmöglichkeiten: Zwieselalm (ab Mitte Mai bis Herbst ist die Zwieselam von 10 bis 17 Uhr bei entsprechendem Wetter geöffnet, aktuell nur von Mi-So)
- Für Familien und Kinder geeignet: Ja, wenn die Kinder trittsicher sind
- Besonderheiten: Grandioser Weitblick, schönster Gipfel in Bd Reichenhall
- Beste Zeit: im Früh- oder Spätsommer, außerhalb der Saison und unter der Woche
3 Comments
Brunner
Danke für die tolle „Führung“ auf den Reichenhaller Gipfel. Beeindruckende Bilder und tolle Tipps.
R.B.
Horst
Der Parkplatz am Jochberg wird (inzwischen?) bewirtschaftet. Wenn ich mich richtig erinnere 4 Euro bis 4 Stunden, 6 Euro für das Tagesticket.
Alex
Vielen Dank für den Hinweis. Tatsächlich wird der Parkplatz inzwischen bewirtschaftet. Bei unserer letzten Tour war er noch kostenlos 😉